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Bankguthaben als Altersvorsorge? Keine gute Idee!

Christian Schmitz • Jan. 29, 2023

Warum haben die deutschen Privathaushalte 3,1 Bio. EUR (das sind 3.100.000.000.000 EUR) oder 39% ihres Geldvermögens im September 2022 als Bankguthaben angelegt?


Es ist kein Geheimnis, dass die Deutschen Aktienmuffel sind. Nur ein kleiner Teil ihres Vermögens steckt in Aktien und Aktienfonds. Sie haben einen sehr großen Teil in Bankguthaben und Versicherungen angelegt.


Aber warum sind Bankguthaben nicht unbedingt gut und was wäre denn die Alternative?

 



1) Unser Geldvermögen


Zunächst ein paar Zahlen:


Das Geldvermögen der Deutschen Privathaushalte zum 30.09.2022 betrug beeindruckende 7.476 Mrd. EUR:

Geldvermögen

Quelle: Bundesbank, http://bit.ly/3WWdwVL

Dieses Geldvermögen besteht aus Bankguthaben, Versicherungen, Investmentfonds, Aktien und sonstigen Anlagen.


Die Verteilung sah laut Bundesbank zum 30.09.2022 wie folgt aus:

Aufteilung Geldvermögen

Quelle: Eigene Darstellung, Bundesbank, http://bit.ly/40tEsPV

76% des deutschen Geldvermögens sind somit eher risikoarm (wirklich?) in Bankguthaben und Versicherungen angelegt. Nur 18% wurden in Aktien und Investmentfonds investiert.


Auf die Versicherungen möchte ich hier nicht näher eingehen. Gerd Kommer hat sich in seinen Büchern ausführlich zu den Nachteilen der teuren Vermischung von Versicherung und Geldanlage geäußert. Und ich sehe auch die häufig intransparenten Provisionszahlungen sehr kritisch.

 


2) Hohe Bankguthaben


Warum also lassen so viele deutsche Anleger ihr Geld unverzinst auf den Bankkonten liegen?


Aus meiner Sicht gibt es u.a. die folgenden Erklärungsansätze:


1. Angst vor Risiken und Kursverlusten („German Angst“)


2. Fehlendes Wissen über das Funktionieren der sozialen Marktwirtschaft  (Wachstum, Inflation, Preise, Unternehmensgewinne, Börsen, Umverteilung, Gini-Koeffizient, Steuerprogression …)


3. Zunehmende Komplexität bei den Anlagemöglichkeiten (das Angebot ist riesig und wächst täglich)


4. Fehlende Zeit oder einfach Bequemlichkeit


5. Schlechte Erfahrungen mit Anlageberatern, die eigentlich nur Produktverkäufer oder Vermittler sind


6. Unzufriedenheit mit der Performance von in der Vergangenheit getätigten Anlagen


Warum ist es auf Dauer nicht sinnvoll, einen größeren Teil seines Vermögens als Bankguthaben anzulegen?


Vor allem, weil der Realzins (Verzinsung minus Inflation) häufig negativ ist. Bei zinslosen Giroguthaben ergab sich im letzten Jahr aufgrund der hohen Inflation ein Kaufkraftverlust von 7,9%. Was das bei einer dauerhaften Inflation von nur 3% oder 5% bedeutet, sieht man sehr gut in diesem Chart:

Kaufkraftentwicklung

Quelle: Eigene Berechnung

Ein solcher Kaufkraftverlust ist aus meiner Sicht dann akzeptabel, wenn er entweder nur einen kleinen Geldbetrag betrifft (Notgroschen) oder kurzfristig ist (Rücklage z.B. für geplante Tilgungen in den kommenden zwei Jahren oder eine größere Anschaffung).


Noch ein kleiner Hinweis zur in Deutschland so geschätzten Risikolosigkeit. In den wirklich großen Krisen der Vergangenheit (u.a. Wirtschaftskrise der 1920er) wurden Bankeinlagen und deutsche Anleihen (=> Versicherungen!) durch die Hyperinflation wertlos. Nicht falsch verstehen. Ich erwarte das nicht morgen. Aber durch die weltweit rasant gestiegene Verschuldung haben die Risiken in den letzten 30 Jahren einfach deutlich zugenommen.

 

3) Problemfeld Renten


Und ein zweiter Hinweis zur staatlichen Rente. Sie mag zwar sicher sein, aber das gilt aus meiner Sicht nur für die Bruttorente vor Steuern und Sozialabgaben. Durch die Ausweitung der Steuerpflicht (früher wurden Renten nur mit dem geringen Ertragsanteil besteuert) werden bereits heute die Brutto-Renten deutlich reduziert. Ich habe auf die schnelle mal den Renten-Rechner der ARD bemüht. Von 2.500 € Brutto-Rente bleiben ohne KiSt / Kinder beim Durchschnittsbeitrag in der KV ganze 1.965 € netto. Auch andere Renten, wie Betriebsrenten oder die Riester-Rente müssen in der Auszahlungsphase voll versteuert werden.


Bereits heute wird das Umlagesystem der staatlichen Rente ohne Kapitalstock massiv durch Steuergelder unterstützt: 79 Mrd. EUR im Jahr 2021 (http://bit.ly/3Hxy0hU). Und in den kommenden Jahren geht die Baby-Boomer Generation in Rente. Weniger Beitragszahler finanzieren mehr Rentner. Das spricht eher für zukünftig weiter sinkende Netto-Renten.

 

Was ist dann die Alternative zu größeren Bankguthaben?



4) Aktienfonds und ETFs als Alternative


Viele Berater würden sagen: Sachwerte (Immobilien, Aktien oder Gold)! Stimmt auch. Allerdings sind genau diese bereits in den vergangenen 10 bis 15 Jahren deutlich gestiegen. Wie geht es jetzt weiter? Kein Marktteilnehmer hat eine Glaskugel und weiß das. Ich leider auch nicht.


Auf Immobilien und Gold möchte ich hier als Honorarberater nicht im Detail eingehen, da es den Rahmen doch deutlich sprengen würde. Und die langfristigen Renditen sind zumindest beim Gold umstritten. Bleiben also die Aktien.


Mit Aktien beteiligen sich Anleger an erfolgreichen, börsennotierten Unternehmen. In Aktienfonds werden diese gebündelt und so das Risiko reduziert. Als Sondervermögen sind Fonds besonders geschützt und Aktienfonds genießen eine steuerliche Teilfreistellung von 30% der Ausschüttungen!


Worauf kommt es jetzt bei der Anlage in Aktienfonds an?


  • Grundsätzlich würde ich in diesen unsicheren Zeiten mein Vermögen möglichst breit aufstellen: Immobilien(-fonds), Aktien(-fonds), Anleihen, Bankguthaben, Rentenansprüche und etwas Gold.


  • Der Anteil der Aktienfonds ist vermutlich bei vielen Anlegern sehr niedrig und sollte Stück für Stück erhöht werden. Weltweit breit gestreut und zu geringen Kosten (ETFs!) ist meine Empfehlung. Allerdings müssen die Anleger lernen, mit den Schwankungen an den Börsen zu leben. Denn natürlich gibt es immer wieder Schwächephasen. Aber langfristig steigen die Kurse durch erfolgreiche Unternehmen.


  • Jüngere Anleger können mit ihren Anlagen deutlich stärker auf Aktienfonds setzen. Und über Sparpläne dran bleiben. Der Zinseszinseffekt hilft massiv. Das gilt ausdrücklich auch für alle, die nicht ganz so viel verdienen. Kleine Beträge über einen langen Zeitraum führen auch zu großen Vermögen!


  • Und selbst ältere Anleger mit 65 Jahren haben noch eine Lebenserwartung von 18-21 Jahren! Das bedeutet, dass auch sie einen Teil ihres Vermögens in Aktienfonds angelegen können.


  • Die Aktionärsquote in Deutschland betrug 2019 etwa 12,5%. In den europäischen Nachbarländern sind es 15% bis 20% und in den USA, Norwegen oder der Schweiz zwischen 30% bis zu 50%! Wir haben also einiges an Nachholbedarf.

        (Quelle: Alle Aktien, http://bit.ly/3jr7oan)



Ich habe zum Thema langfristige Aktienanlage und Schwankungen noch zwei sehr schöne Charts gefunden:


1.     Christian W. Röhl, Der Aktienmarkt im Spiegel der Zeitgeschichte

C. Röhl Zeitgeschichte

Quelle: Christian W. Röhl

Auch wenn es in den vergangenen 70 Jahren durch Krisen immer wieder gute Gründe gegen ein Aktieninvest gab, ist der S&P 500 ohne Wiederanlage von Dividenden um 7,7% jährlich gestiegen.




2. Vanguard, Bullen- und Bärenmärkte im Zeitverlauf

Bullenmärkte

Quelle: Vanguard

In diesem Chart erkennt man sehr schön, dass es immer wieder Bärenjahre gab, die Bullenjahre waren aber häufiger und länger!

 


5) Mein Fazit


Die Deutschen haben Angst vor Schwankungen an den Börsen und zwischenzeitlichen Kursverlusten. Daher favorisieren sie Bankeinlagen und Versicherungen und nehmen sehr hohe Kaufkraft- und Wohlstandsverluste in Kauf.


„Gut schlafen“ oder „gut essen“ ist die Kernfrage. Zu viele haben sich bisher für „gut schlafen“ entschieden. Das gilt auch für das große Vertrauen in Lebens- und Rentenversicherungen und die staatliche Rente.


Ich plädiere für einen deutlich steigenden Anteil von Aktienfonds im Geldvermögen der Privathaushalte. Vielleicht nicht alles sofort, aber in konsequenten Schritten.


Das würde aus das meiner Sicht für die Zukunft helfen, mehr Wohlstand für viel größere Teile der Bevölkerung aufzubauen.


Auch als ein Teil der notwendigen Altersvorsorge!

Sie haben Fragen? Sprechen Sie mich gerne an! Wir finden gemeinsam auch für Ihre Altersvorsorge die passende Lösungen.


Noch ein Hinweis: Natürlich ist der Artikel keine Anlageberatung!


Die erhalten Sie bei mir mit konkreten Umsetzungsvorschlägen nach ausführlichen Beratungsgesprächen in der Honorar-Finanzanlagenberatung.


Christian Schmitz, Ihr Honorarberater/unabhängiger Finanzberater

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