Warum haben die deutschen Privathaushalte 3,1 Bio. EUR (das sind 3.100.000.000.000 EUR) oder 39% ihres Geldvermögens im September 2022 als Bankguthaben angelegt?
Es ist kein Geheimnis, dass die Deutschen Aktienmuffel sind. Nur ein kleiner Teil ihres Vermögens steckt in Aktien und Aktienfonds. Sie haben einen sehr großen Teil in Bankguthaben und Versicherungen angelegt.
Aber warum sind Bankguthaben nicht unbedingt gut und was wäre denn die Alternative?
1) Unser Geldvermögen
Zunächst ein paar Zahlen:
Das Geldvermögen der Deutschen Privathaushalte zum 30.09.2022 betrug beeindruckende 7.476 Mrd. EUR:
Quelle: Bundesbank, http://bit.ly/3WWdwVL
Dieses Geldvermögen besteht aus Bankguthaben, Versicherungen, Investmentfonds, Aktien und sonstigen Anlagen.
Die Verteilung sah laut Bundesbank zum 30.09.2022 wie folgt aus:
Quelle: Eigene Darstellung, Bundesbank, http://bit.ly/40tEsPV
76% des deutschen Geldvermögens sind somit eher risikoarm (wirklich?) in Bankguthaben und Versicherungen angelegt. Nur 18% wurden in Aktien und Investmentfonds investiert.
Auf die Versicherungen möchte ich hier nicht näher eingehen. Gerd Kommer hat sich in seinen Büchern ausführlich zu den Nachteilen der teuren Vermischung von Versicherung und Geldanlage geäußert. Und ich sehe auch die häufig intransparenten Provisionszahlungen sehr kritisch.
2) Hohe Bankguthaben
Warum also lassen so viele deutsche Anleger ihr Geld unverzinst auf den Bankkonten liegen?
Aus meiner Sicht gibt es u.a. die folgenden Erklärungsansätze:
1. Angst vor Risiken und Kursverlusten („German Angst“)
2. Fehlendes Wissen über das Funktionieren der sozialen Marktwirtschaft (Wachstum, Inflation, Preise, Unternehmensgewinne, Börsen, Umverteilung, Gini-Koeffizient, Steuerprogression …)
3. Zunehmende Komplexität bei den Anlagemöglichkeiten (das Angebot ist riesig und wächst täglich)
4. Fehlende Zeit oder einfach Bequemlichkeit
5. Schlechte Erfahrungen mit Anlageberatern, die eigentlich nur Produktverkäufer oder Vermittler sind
6. Unzufriedenheit mit der Performance von in der Vergangenheit getätigten Anlagen
Warum ist es auf Dauer nicht sinnvoll, einen größeren Teil seines Vermögens als Bankguthaben anzulegen?
Vor allem, weil der Realzins (Verzinsung minus Inflation) häufig negativ ist. Bei zinslosen Giroguthaben ergab sich im letzten Jahr aufgrund der hohen Inflation ein Kaufkraftverlust von 7,9%. Was das bei einer dauerhaften Inflation von nur 3% oder 5% bedeutet, sieht man sehr gut in diesem Chart:
Quelle: Eigene Berechnung
Ein solcher Kaufkraftverlust ist aus meiner Sicht dann akzeptabel, wenn er entweder nur einen kleinen Geldbetrag betrifft (Notgroschen) oder kurzfristig ist (Rücklage z.B. für geplante Tilgungen in den kommenden zwei Jahren oder eine größere Anschaffung).
Noch ein kleiner Hinweis zur in Deutschland so geschätzten Risikolosigkeit. In den wirklich großen Krisen der Vergangenheit (u.a. Wirtschaftskrise der 1920er) wurden Bankeinlagen und deutsche Anleihen (=> Versicherungen!) durch die Hyperinflation wertlos. Nicht falsch verstehen. Ich erwarte das nicht morgen. Aber durch die weltweit rasant gestiegene Verschuldung haben die Risiken in den letzten 30 Jahren einfach deutlich zugenommen.
3) Problemfeld Renten
Und ein zweiter Hinweis zur staatlichen Rente. Sie mag zwar sicher sein, aber das gilt aus meiner Sicht nur für die Bruttorente vor Steuern und Sozialabgaben. Durch die Ausweitung der Steuerpflicht (früher wurden Renten nur mit dem geringen Ertragsanteil besteuert) werden bereits heute die Brutto-Renten deutlich reduziert. Ich habe auf die schnelle mal den Renten-Rechner der ARD bemüht. Von 2.500 € Brutto-Rente bleiben ohne KiSt / Kinder beim Durchschnittsbeitrag in der KV ganze 1.965 € netto. Auch andere Renten, wie Betriebsrenten oder die Riester-Rente müssen in der Auszahlungsphase voll versteuert werden.
Bereits heute wird das Umlagesystem der staatlichen Rente ohne Kapitalstock massiv durch Steuergelder unterstützt: 79 Mrd. EUR im Jahr 2021 (http://bit.ly/3Hxy0hU). Und in den kommenden Jahren geht die Baby-Boomer Generation in Rente. Weniger Beitragszahler finanzieren mehr Rentner. Das spricht eher für zukünftig weiter sinkende Netto-Renten.
Was ist dann die Alternative zu größeren Bankguthaben?
4) Aktienfonds und ETFs als Alternative
Viele Berater würden sagen: Sachwerte (Immobilien, Aktien oder Gold)! Stimmt auch. Allerdings sind genau diese bereits in den vergangenen 10 bis 15 Jahren deutlich gestiegen. Wie geht es jetzt weiter? Kein Marktteilnehmer hat eine Glaskugel und weiß das. Ich leider auch nicht.
Auf Immobilien und Gold möchte ich hier als Honorarberater nicht im Detail eingehen, da es den Rahmen doch deutlich sprengen würde. Und die langfristigen Renditen sind zumindest beim Gold umstritten. Bleiben also die Aktien.
Mit Aktien beteiligen sich Anleger an erfolgreichen, börsennotierten Unternehmen. In Aktienfonds werden diese gebündelt und so das Risiko reduziert. Als Sondervermögen sind Fonds besonders geschützt und Aktienfonds genießen eine steuerliche Teilfreistellung von 30% der Ausschüttungen!
Worauf kommt es jetzt bei der Anlage in Aktienfonds an?
(Quelle: Alle Aktien, http://bit.ly/3jr7oan)
Ich habe zum Thema langfristige Aktienanlage und Schwankungen noch zwei sehr schöne Charts gefunden:
1. Christian W. Röhl, Der Aktienmarkt im Spiegel der Zeitgeschichte
Quelle: Christian W. Röhl
Auch wenn es in den vergangenen 70 Jahren durch Krisen immer wieder gute Gründe gegen ein Aktieninvest gab, ist der S&P 500 ohne Wiederanlage von Dividenden um 7,7% jährlich gestiegen.
2. Vanguard, Bullen- und Bärenmärkte im Zeitverlauf
Quelle: Vanguard
In diesem Chart erkennt man sehr schön, dass es immer wieder Bärenjahre gab, die Bullenjahre waren aber häufiger und länger!
5) Mein Fazit
Die Deutschen haben Angst vor Schwankungen an den Börsen und zwischenzeitlichen Kursverlusten. Daher favorisieren sie Bankeinlagen und Versicherungen und nehmen sehr hohe Kaufkraft- und Wohlstandsverluste in Kauf.
„Gut schlafen“ oder „gut essen“ ist die Kernfrage. Zu viele haben sich bisher für „gut schlafen“ entschieden. Das gilt auch für das große Vertrauen in Lebens- und Rentenversicherungen und die staatliche Rente.
Ich plädiere für einen deutlich steigenden Anteil von Aktienfonds im Geldvermögen der Privathaushalte. Vielleicht nicht alles sofort, aber in konsequenten Schritten.
Das würde aus das meiner Sicht für die Zukunft helfen, mehr Wohlstand für viel größere Teile der Bevölkerung aufzubauen.
Auch als ein Teil der notwendigen Altersvorsorge!
Sie haben Fragen? Sprechen Sie mich gerne an! Wir finden gemeinsam auch für Ihre Altersvorsorge die passende Lösungen.
Noch ein Hinweis: Natürlich ist der Artikel keine Anlageberatung!
Die erhalten Sie bei mir mit konkreten Umsetzungsvorschlägen nach ausführlichen Beratungsgesprächen in der Honorar-Finanzanlagenberatung.
Christian Schmitz, Ihr Honorarberater/unabhängiger Finanzberater
-> Auf Wunsch ist eine Zusammenarbeit auch weltweit über Videogespräche möglich!
Dipl.-Kfm. Christian Schmitz
Honorar-Finanzanlagenberater
Ruhe und Gelassenheit
beim Investieren!